Georg Klein erhielt heute Abend den mit 50.000 Euro dotierten Großen Preis des Deutschen Literaturfonds. Die feierliche Preisverleihung fand im Literarischen Colloquium Berlin statt.
Am heutigen Abend wurde der Schriftsteller Georg Klein für sein Gesamtwerk mit dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds ausgezeichnet.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth: »Der Große Preis des Deutschen Literaturfonds für Georg Klein ist die verdiente Würdigung eines begnadeten Sprachästheten, der uns immer wieder in die Abgründe scheinbarer Alltäglichkeit schauen lässt. Dies gilt für seine Beschreibungen der alten Bundesrepublik im ›Roman unserer Kindheit‹, ebenso wie für seine Erzählungen von einer dystopischen Zukunft, die nie allzu fern erscheint. Besonders faszinierend sind seine Schilderungen von Phänomenen einer bisweilen rätselhaften Natur, welche die Menschen immer wieder neu herausfordert oder ihre seelischen Zustände widerspiegelt.«
Susanne Fischer vom Vorstand des Deutschen Literaturfonds würdigte den Preisträger mit folgenden Worten:
»Mit Georg Klein zeichnen wir einen Schriftsteller aus, dessen umfangreiches Werk vor allem von der Zukunft der menschlichen Gesellschaft erzählt, manchmal beklemmend in seinen skeptischen Diagnosen, aber nie ohne einen humanen Blick auf die Protagonisten. Von ›Libidissi‹ (1998) bis ›Bruder aller Bilder‹ (2021) ziehen die Romane ihre Leser unmittelbar in ihren Bann. Der preisgekrönte Autor ist zudem einer von über 700 Stipendiaten, die der Deutsche Literaturfonds in seiner über 40-jährigen Geschichte gefördert hat. Mit der großzügigen Unterstützung der Kulturstaatsministerin ermöglichen wir jedes Jahr Autorinnen und Autoren an Büchern zu arbeiten, die sonst vielleicht nie geschrieben werden würden.«
Die Laudatio auf Georg Klein hielt die Literaturkritikerin Jutta Person.
Den mit 20.000 Euro dotierten Paul-Celan-Preis erhielt der Übersetzer Ulrich Blumenbach für seine kongeniale Übersetzung des Romans Witz des US-amerikanischen Schriftstellers Joshua Cohen (Schöffling & Co.). Dazu Susanne Fischer:
»Mit ebenso großer Freude überreichen wir den Paul-Celan-Preis an Ulrich Blumenbach. Er hat unter anderem Bücher von Dorothy Parker und Jack Kerouac ins Deutsche übertragen; besonders hervorzuheben aber sind seine Übersetzungen der komplexen Sprachkunstwerke von David Foster Wallace (›Unendlicher Spaß‹) und natürlich Joshua Cohen (›Witz‹), die es dem deutschsprachigen Publikum ermöglichen, sich mit diesen wichtigen Autoren der Postmoderne auseinanderzusetzen.«
Im Rahmen der Preisverleihung wurde ebenfalls der mit 5.000 Euro dotierte Kranichsteiner Literaturförderpreis an Sven Pfizenmaier vergeben. Erstmals seit 2019 konnten (coronabedingt) auch wieder die Auslands-Stipendien des Deutschen Literaturfonds vergeben werden: Emanuel Maeß (Berlin) wurde mit dem New-York- Stipendium und Volker Sielaff (Dresden) mit dem London-Stipendium ausgezeichnet.
Die Preisverleihung wurde live gestreamt. Ein Mitschnitt der Veranstaltung ist in Kürze auf unserer Website verfügbar.
Die Preisverleihung findet im Literarischen Colloquium Berlin statt und wird live im Internet übertragen.
Den Programmablauf des Abends sowie den Video-Livestream finden Sie auf unserer eigens eingerichteten Seite zum Livestream der Preisverleihung.
Foto: Alexander Preobrajenski
Der vom Literaturfonds alljährlich vergebene Paul-Celan-Preis für herausragende Übersetzungen ins Deutsche geht in diesem Jahr an Ulrich Blumenbach. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert.
Ulrich Blumenbach erhält den Paul-Celan-Preis für seine kongeniale Übersetzung des 2022 im Verlag Schöffling & Co. erschienenen Romans „Witz“ des US-amerikanischen Schriftstellers Joshua Cohen.
„Ulrich Blumenbach ist“, so lautet die Begründung der Jury, „seit langem für seine Anverwandlung von an die Grenzen der Übersetzbarkeit reichenden Werken englischsprachiger Autoren wie James Joyce, Jack Kerouac, Truman Capote, David Foster Wallace u.v.m. bekannt.
Mit ‚Witz‘ legt er ein außergewöhnliches Sprachkunstwerk vor, das in seinem Assoziationsreichtum und seiner Vielstimmigkeit dem Original um nichts nachsteht. Begeistert zeigte sich die Jury von der Virtuosität, mit der Ulrich Blumenbach sich auf den verschiedensten Stil- und Sprachebenen des Werkes bewegt, das auf über 900 Seiten lyrische, komische, surreale, in wuchtiger biblischer Sprache oder auf Jiddisch verfasste Passagen, Wortspiele, innere Monologe und vieles mehr in sich vereint. Es ist ihm gelungen, dieses in der Geschichte des Holocaust und der jüdischen Kultur wurzelnde Meisterwerk in all seinen Facetten auf Deutsch lebendig werden zu lassen.“
Der Jury gehören an: Karin Betz, Ursula Gräfe, Patricia Klobusiczky, Christiane Körner und Ulrich Sonnenberg.
Der Preis wird zusammen mit dem „Großen Preis des Deutschen Literaturfonds“ und weiteren Auszeichnungen am 28. November 2022 im Literarischen Colloquium in Berlin überreicht.
© de Vries
Den mit 50.000 Euro dotierten „Großen Preis des Deutschen Literaturfonds“ erhält in diesem Jahr Georg Klein. Er wurde von der Jury, bestehend aus Birte Lipinski, Manuela Reichart und Hans Thill, aus dem Kreis der bisher durch den Deutschen Literaturfonds geförderten Stipendiaten und Stipendiatinnen gewählt.
Die Begründung der Jury:
„In seinem aktuellen Roman ‚Bruder aller Bilder‘ werden wir unmerklich ins Geheimnisvolle geführt: Heiter und mit Kolorit aus dem publizistischen Arbeitsleben beginnt er und wechselt dann auf fantastische Weise in eine traumverlorene Wirklichkeit. Es sprechen die Toten und die Lebenden müssen – wie es an einer Stelle heißt – „ausnahmswach“ sein. Und wir staunen beim Lesen über die Sprach- und Fabulierfähigkeit dieses Autors, der hier das Genre des Schauerromans benutzt und variiert. Das zeichnet das literarische Werk von Georg Klein von Beginn an aus: Das virtuose Spiel mit bekannten Genres, die stets eine literarische Umwertung erfahren. In diesem Sinn war sein erster Roman ‚Libidissi‘ (1998) ein Agentenroman, ‚Barbar Rosa‘ (2001) eine Detektivgeschichte, ‚Die Zukunft des Mars‘ (2013) eine Science-Fiction-Variation, und auch wenn Klein das bekannte Muster der Erinnerungsprosa benutzt in seinem ‚Roman unserer Kindheit‘ (2010) wird daraus eine Reise ins Unheimliche. Was Literatur vermag, uns nämlich in fremde, in bedrohliche Welten und Weltsichten zu entführen, in denen Schein und Sein nicht getrennt sind, davon erzählt das umfangreiche Werk dieses Autors, der die Konventionen des Romans ebenso beherrscht wie bricht, der komisch und düster, aufregend und überraschend von der Wirklichkeit erzählt, in dem er ihr selbstbewusst die Fantasie gegenüberstellt.“
Der „Große Preis des Deutschen Literaturfonds“ ist hervorgegangen aus dem „Kranichsteiner Literaturpreis“ und gehört mit einem Preisgeld von 50.000 Euro zu den höchstdotierten Literaturpreisen in Deutschland.
Den Kranichsteiner Literaturförderpreis erhält Sven Pfizenmaier
© Svenja Trierscheid
Der „Kranichsteiner Literaturförderpreis“, wird seit 2003 jährlich durch den Deutschen Literaturfonds an eine Autorin oder einen Autor unter 35 Jahren mit mindestens einer Buchveröffentlich-ung vergeben. Er ist mit 5.000 Euro dotiert.
Das New-York- und das London-Stipendium
2020 und 2021 wurden beide Stipendien pandemiebedingt ausgesetzt. 2022 gibt es nun zwei neue Stipendiaten.
Emanuel Maeß (Berlin) wird mit dem New-York-Stipendium ausgezeichnet. Volker Sielaff (Dresden) erhält das London-Stipendium.
Alle Preise werden am 28. November 2022 im Literarischen Colloquium in Berlin überreicht. Die Laudatio auf Georg Klein hält Jutta Person.
Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien 2023
Seit 2010 vergibt der Deutsche Literaturfonds in Kooperation mit dem Arbeitskreis für Jugendliteratur jährlich zwei Stipendien für Jugendliteratur, die 2021 um zwei Stipendien für Kinderliteratur ergänzt wurden.
Die Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien richten sich an Autorinnen und Autoren, die bereits erste überzeugende Titel veröffentlicht haben, sich aber bisher keine starke Marktposition erarbeiten konnten. Alle vier Stipendien sind von sechsmonatiger Dauer und mit je 18.000 Euro dotiert.
Die Ausschreibung für die Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien ist verbunden mit der Ausschreibung zum Deutschen Jugendliteraturpreis. Eine Bewerbung um eines unserer Stipendien erfolgt automatisch durch die Einreichung eines deutschsprachigen Kinder- bzw. Jugendbuchs für den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Der Deutsche Jugendliteraturpreis 2023 wird ausgeschrieben vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Mit diesem werden jährlich herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet.
Alle Unterlagen zur Ausschreibung und Einreichung stehen auf der Homepage des Arbeitskreises für Jugendliteratur zum Download bereit.
Verlage können vom 1. Juli bis 30. September 2022 ihre Titel einreichen. Die Bücher müssen 2022 erschienen sein, maßgeblich ist dabei die Angabe im Impressum. Auch Titel, die erst zwischen Oktober und Dezember 2022 veröffentlicht werden, müssen innerhalb dieser Frist angemeldet werden; die Druckexemplare können später nachgereicht werden.
Weitere Informationen erhalten Sie beim Arbeitskreis für Jugendliteratur:
Bettina Neu
Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. (089) 45 80 80 87
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