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Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien 2022 an Rebecca Elbs, Lisa Krusche, Juliane Pickel und Eva Rottmann

2022 gehen die Kinderliteratur-Stipendien an Rebecca Elbs für Leo und Lucy. Die Sache mit dem dritten L (Carlsen Verlag) und an Lisa Krusche für Das Universum ist verdammt groß und supermystisch (Beltz & Gelberg). Die Jugendbuch-Stipendiatinnen sind Juliane Pickel und Eva Rottmann, ausgezeichnet werden sie für ihre Debüts Krummer Hund (Beltz & Gelberg) und Mats & Milad oder: Nachrichten vom Arsch der Welt (Jacoby & Stuart).

Rebecca Elbs für Leo und Lucy

Rebecca Elbs studierte Englisch und Deutsch auf Lehramt. Sie arbeitet für eine gemeinnützige Organisation, die sich u. a. auf den internationalen Austausch von Jugendlichen spezialisiert hat, und lebt in Bonn. Leo und Lucy ist ihr erster Roman für Kinder.

Begründung der Jury

Im L steckt viel drin: Leo und Lucy (beste Freunde), Lesen (was Leo nicht kann), Laufen (was Lucy nicht kann), Legasthenie, Lachen, Launen, Listen, Liebe natürlich und jede Menge Leben – nur das eine nicht: Langeweile. Denn Rebecca Elbs hat ihrem Debüt einen fliegenden Thementeppich zugrunde gelegt, auf dem zusätzlich eine reichlich abwesende Mutter, ein verschwundener Vater, ein mieser Pauker, Klassen(zimmer)kämpfe, Inklusion sowie Prekariat Platz haben, außerdem unerfüllte Wünsche, gelegentlich Verzweiflung und stets hochfliegende Phantasie. Die führt sogar bis ins All: Leo ist sich sicher, dass sein Vater Astronaut ist und darum in anderen Sphären unterwegs. Und so eröffnet die Autorin lässig einen Spielraum nach dem anderen, drinnen und draußen, in der Schule, auf der Straße beim Skaten – das ist Leos Leidenschaft. Im Zentrum: eine große Kinderfreundschaft und ein noch größeres Ziel. Ausgerechnet beim Lesewettbewerb will Leo antreten, um doch noch sein Traum- Skateboard zu gewinnen. Lucy übt mit ihm (auf dem Friedhof), auch Gabriel, als ‚Fetti“ verspottet, hilft. Er wird das dritte L. Die Lehre: So geht lustvolles Erzählen, so geht literarische Unterhaltung mit Anliegen für Kinder.

Begründung der Jury, der Christine Knödler, Ralf Schweikart und Dr. Karin Vach angehören

Lisa Krusche für Das Universum ist verdammt groß und supermystisch

Lisa Krusche, geboren 1990, studierte Germanistik sowie Kunstwissenschaft und Literarisches Schreiben. Sie ist Schriftstellerin und Journalistin und lebt in Braunschweig. Das Universum ist verdammt groß und supermystisch ist ihr erstes Kinderbuch.

Begründung der Jury

Vom Suchen und Finden, vom Miteinander der Generationen, von der Freundschaft und vom ungewöhnlichsten Haustier der Kinderliteratur, das ja eigentlich bloß eine Pflanze ist, handelt Lisa Krusches Kinderroman. Ja, das Universum ist verdammt groß, und passt doch zwischen zwei Buchdeckel. Und in diesem Universum bricht Gustav mit dem Mädchen Charles, seinem Opa Joseph und Agatha, der Wasserpflanze, auf, um seinen ihm unbekannten Vater zu finden. Der früher im gleichen Zirkus wie sein Opa gearbeitet hat und dann fast spurlos verschwunden ist. So führt sie ihre abenteuerliche Reise von einem Artistenruheständler zum nächsten, bis zu einer heißen Spur in Istanbul. Und super mystisch? Wird es in den pointierten Dialogen, den nachdenklichen Momenten, der Nähe und Intimität, die die Figuren im Laufe ihrer Reise voreinander zulassen. Lisa Krusche ist eines der größten Versprechen in der aktuellen Kinder-, aber auch Jugendliteratur. Dank ihres unverbrauchten und frischen, durch ihre aktuellen Medienerfahrungen geprägten Tons, setzt sie schon in diesem Kinderbuch ihre nachklingenden sprachlichen Glanzpunkte.

Begründung der Jury, der Christine Knödler, Ralf Schweikart und Dr. Karin Vach angehören

Juliane Pickel für Krummer Hund

Juliane Pickel, geboren 1971, studierte Erziehungswissenschaften in Münster und Hamburg und arbeitet in der Online-Redaktion des NDR. Sie lebt und schreibt in Hamburg. Krummer Hund ist ihr erster Roman.

Begründung der Jury

„Hundemörder“ heißt das erste Kapitel. Es ist ein Aufschlag. Mittenrein. Auch Daniel, 15, schlägt zu. Seine Wut schlägt um in Zerstörungswut. Ihr Sohn soll sich zusammenreißen, findet Daniels Mutter, doch den reißt es auseinander. Gründe dafür gibt es genug. Der Vater ist weg, die letzte Verbindung zu ihm wird gekappt, als der Doc Daniels Hund einschläfert und sich mit Daniels Mutter einlässt. Es ist ein brillanter Tanz auf dem Pulverfass, den Juliane Pickel in ihrem Debüt entwickelt: Daniel kann jederzeit explodieren. Leben kann jederzeit um die Ohren fliegen. Menschen können verschwinden. Und nie sind sie so, wie sie scheinen. Auch Daniels bester Freund und die böse Eiskönigin der Klasse nicht. Als deren Bruder überfahren wird und stirbt, werden Fragen nach Schuld, Verantwortung, Vertrauen noch lauter. Schlag auf Schlag, Satz auf Satz geht Juliane Pickel dahin, wo es weh tut. Erfahrungen, Emotionen, Wahrnehmung leuchtet sie in ihrer Widersprüchlichkeit aus. Lotet sie aus. Präzise, anspielungsreich. Sprachgewaltig. Wortwitzig. Voller Respekt und abgrundtiefer Ehrlichkeit. Wo der Hund begraben liegt, wer warum auf den Hund gekommen, wer ein „Krummer Hund“ ist? Es sind Rede-Wendungen hin zum Leben.

Begründung der Jury, der Christine Knödler, Ralf Schweikart und Dr. Karin Vach angehören

Eva Rottmann für Mats & Milad

Eva Rottmann, geboren 1983, lebt in Zürich, schreibt Theaterstücke und Prosa, arbeitet als Literaturvermittlerin in Schulklassen und als Lehrbeauftragte an der Zürcher Hochschule der Künste. Mats & Milad ist ihr Jugendbuchdebüt.

Begründung der Jury

Wenn man schon von Berlin an den Arsch der Welt ziehen muss, dann sollte zumindest der Start am neuen Wohnort gelingen. Aber nichts läuft normal bei Mathilda, die sich Mats nennt. Statt eine coole Vorstellung hinzulegen, wird sie dabei erwischt, wie sie aus dem Gebüsch die Dorfschönheit und einen Typen beim Pinkeln beobachtet. Klar, dass sie ihren Platz in der Clique bereits verspielt hat, bevor sie richtig angekommen ist. Dass die Verwicklungen doch für etwas gut sein können, merkt Mats, als sie auf Milad trifft. Er ist ganz anders, mit ihm kann sie lachen, heulen, reden. Es könnte alles schön sein, wenn die erste Liebe nicht so kompliziert wäre. Doch Mats und Milad wachsen über sich hinaus und lernen zueinander zu stehen – allen Schwierigkeiten zum Trotz. Die Geschichte beginnt rasant und hält das Tempo bis zuletzt. Die selbstironische Sprache der Ich-Erzählerin und ihre genauen Beobachtungen mit Sinn für Situationskomik fügen sich vom ersten Satz an zu einer mitreißenden Geschichte, welche die Heranwachsenden und ihre Probleme ernstnimmt. Angereichert mit aktuellen gesellschaftlichen Themen bietet dieser Jugendroman viele Denkanstöße. Ein erzählerisch überzeugendes Debüt.

Begründung der Jury, der Christine Knödler, Ralf Schweikart und Dr. Karin Vach angehören

Jury

Der Jury zu den Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien 2022 gehören an:

  • Christine Knödler (Freie Journalistin)
  • Ralf Schweikart (Vorsitzender des Arbeitskreises für Jugendliteratur)
  • Prof. Dr. Karin Vach (Vorsitzende der Kritikerjury zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2022)

Stipendien – für wen und warum?

Die Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien werden seit 2010 jährlich vom Deutschen Literaturfonds und vom Arbeitskreis für Jugendliteratur vergeben. Sie gehen an Autorinnen und Autoren von Kinder- und Jugendbüchern, die bereits erste überzeugende Titel veröffentlicht haben und eine positive literarische Entwicklung erkennen lassen, sich aber bisher keine starke Marktposition erarbeiten konnten.

Ihnen soll die Möglichkeit gegeben werden, ein nächstes Buchprojekt unabhängig von den Anforderungen des Marktes und unter finanziell gesicherten Lebensumständen verwirklichen zu können.

Sowohl der Deutsche Literaturfonds als auch der Arbeitskreis für Jugendliteratur möchten damit die aktuelle deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur fördern und unterstützen.

2021 wurde die Anzahl der bewährten Stipendien erhöht. Der Deutsche Literaturfonds und der Arbeitskreis für Jugendliteratur weiteten ihre Kooperation auf die Sparte Kinderbuch aus. Analog zu den Jugendliteratur-Stipendien gibt es nun zwei zusätzliche Kinderliteratur-Stipendien. Alle Stipendien sind von sechsmonatiger Dauer und jeweils mit 18.000 Euro dotiert. Jährlich stehen somit 72.000 Euro für die Förderung deutschsprachiger Autorinnen und Autoren zur Verfügung.

Auswahlverfahren

Das Auswahlverfahren ist an den Deutschen Jugendliteraturpreis angebunden. Eine Bewerbung um ein Stipendium erfolgt automatisch durch die Einreichung eines deutschsprachigen Kinderbzw. Jugendbuchs für den Deutschen Jugendliteraturpreis. Die Einreichfrist endet jährlich Ende September.

Alle deutschsprachigen Originalausgaben in den Sparten Kinderbuch und Jugendbuch werden von einer unabhängigen Jury geprüft. Übersetzungen sowie Einreichungen in anderen Sparten finden keine Berücksichtigung. Ausschlaggebend für die Vergabe der Stipendien-Preise ist allein die literarische Qualität der zu prüfenden Kinder- und Jugendbücher. Die Entscheidung für die Stipendiaten fällt unabhängig davon, ob die Autorinnen und Autoren für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert sind.

Jurybegründungen: © Christine Knödler

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